Mittwoch, 7. September 2011

Normandie 2011

Nachdem es hier eine Weile still war, gibt es wieder ein paar Neuigkeiten, denn Sophus und ich sind aus unserem Normandie-Urlaub zurückgekehrt. Und wir haben ausser Innereien a la créme (die spinnen die Normannen) und diversen alkoholischen Spezialitäten auch ein paar wirkliche schöne Ecken und einiges Mittelalterliches entdeckt. 
Wir fuhren mit dem Auto - da wir die Mautgebühren auf der Autobahn vermeiden wollten über Land. Die Beschilderung ist definitiv für den Feind gemacht... ihr wollt gar nicht wissen, wie oft wir uns am Anfang verfahren haben, bis wir dann recht bald auf genaueres Kartenmaterial der örtlichen Touristeninformationen zurückgriffen. 
Schon auf dem Weg an die normannische Küste kamen wir in einem kleinen Städtchen zufällig an einem Juwel vorbei: Saint Riquier, ein kleines Städtchen mit einer wundervollen Abteikirche und einem alten Stadkern, wirklich sehenswert. Wir legten dort eine spontane Pause ein, leider war die Kirche geschlossen, aber von aussen war sie schon sehr beeindruckend. 

Als erstes Ziel steuerten wir dann St-Valerie-sur-Somme an, um uns den mittelalterlichen Stadtkern anzusehen, den Ort, von dem William the Conqueror aufbrach um England zu erobern.

Gedenkstein zum Aufbruch der Normannen nach England

Dieppe war dagegen etwas enttäuschend. Weiter ging es die Küste hinunter, Steinstrand und Steilküsten dominieren im Departement Seine-Maritime und Eure.

Küste in Yport

Als wir nach Honfleur kamen, waren wir begeistert. Es gibt dort erhaltene spätmittelalterliche Straßenzüge, von der ehemaligen Befestigung ist noch die Lieutenance erhalten, in die eines der Stadttore integriert ist. Die Kirche Sainte-Cathérine stammt noch vom Ende des Hundertjährigen Krieges und ist komplett aus Holz gebaut, mit einem seperatem hölzernen Kirchturm und sehr gut erhalten. Diese Stadt ist definitiv einen Besuch wert.

Altstadt von Honfleur
Die Lieutenance am Hafen von Honfleur

Eine weitere Perle auf unserer Reise war das Museum im Schloß von Crèvecoeur en Auge. Eine gut erhaltene Anlage mit innerer Burg und äusserem Hof, in welchem liebevoll rekonstruierte Tierpferche, Töpferöfen etc. stehen. Im Schloß selbst befindet sich im 1. Stock ein Raum, welcher mit sehr hübschen Repliken des 15. Jhs. eingerichtet ist und - ebenso wie die Rekonstruktionen in der Aussenanlage - für Burgbelebungen genutzt wird. Wir haben es sehr bedauert, nicht die Burgbelebung gesehen zu haben, die ein paar Wochen vorher stattgefunden hatte.

Der äussere Hof der Burg

Die Burg (Gebäude im Innenhof erhalten)

Detail des eingerichteten Schlafzimmers




Im Pays d'Auge, dem Hinterland der Provinz Calvados gab es auch noch eine Menge weiterer Schlösser und Herrenhäuser zu bestaunen, leider alle von aussen und weiter weg, da sich fast alle in Privatbesitz befinden.


Weiter ging es dann nach Bayeux, wo natürlich das Museum der berühmten Tapisserie auf dem Programmpunkt stand. Wir hatten Glück, das Museum dieses wundervollen Weltkulturerbes an einem Wochentag zu besuchen, am Wochenende muß dort die Hölle los sein. Auch so wurde man ziemlich flott mittels Audioguide entlang des 70 m langen Wandteppichs gelotst - zum Glück gab es eine Pausetaste.... Im Obergeschoß gab es noch eine kleine Ausstellung zum Teppich  von Bayeux und einen Film, der bei der Reenactment-Veranstaltung zur Schlacht von Hastings 2006 gedreht wurde. Dort war ich damals als Teilnehmer und konnte so ein bißchen in Erinnerungen schwelgen. Später im Museumsshop mußte ich dann sehr lachen, als ich im einzigen deutschen Buch zur Schlacht von Hastings (mit Bildern vom Reenactment) was dort auslag, mich selber auf einem Foto entdeckte. Und ich kannte das Buch nicht mal....
Auch sonst hatte Bayeux einiges zu bieten: Die Kathedrale, und auch noch einiges an alter Bausubstanz, so zum Beispiel einige erhaltene Wohnhäuser des Spätmittelalters.

Das Adam und Eva-Haus in Bayeux mit sehr schönen Schnitzereien


Nach unserem Aufenthalt dort fuhren wir noch zum Mont Saint-Michel. Ebenfalls ein Weltkulturerbe, und ich hatte mich schon sehr darauf gefreut. Dort angekommen stellten wir erstmal fest, das der Parkplatz ungefähr genauso groß ist wie die eigentliche Insel (okay, ich übertreibe ein bisschen). Die Abtei und die Unterstadt sind wirklich schön und perfekt erhalten - wenn nur nicht diese Menschenmassen wären! Der ehemalige Pilgerweg zur Abtei war gestopft voll mit Besuchern (und das in der Woche) und rechts und links gesäumt mit Souvernirläden, die zum Großteil übelsten Kitsch anboten. Wir versuchten, uns auf der Stadtmauer und durch Seitengassen zu bewegen um dem Touristenstrom etwas zu entkommen, aber lange haben wir es nicht ausgehalten...
Der Mont Saint-Michel

Der Pilgerweg durch die Unterstadt von der Stadtmauer betrachtet

Souvenirshops säumen den Weg des modernen Pilgers

Die letzten Tage haben wir dann noch gemütlich an den D-Day-Stränden verbracht, wo es wirklich schön war. 
Eigentlich hätten wir viel mehr Zeit gebraucht für noch mehr Strand, noch mehr tolle Museen und noch mehr leckeres Essen. Ich weiß, die Normandie ist eine Apfelregion, aber wenn ihr mal dorthin kommt, probiert auf jeden Fall den Poiré, einen Birnen-Cidre. Uuuunglaublich lecker!

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