Freitag, 29. Juli 2011

Projekte und Ideen...

Nachdem wir wieder aus Azincourt zurück sind, hat sich meine To-Sew-List um einiges erweitert und auch andere Projektideen sind entstanden. Vor Azincourt habe ich noch angefangen, eine Schaube zu nähen, diese muß allerdings noch gefüttert und mit Pelz verbrämt werden. Dazu werde ich dann auch einen kleinen Bericht einstellen, sobald sie fertig ist.
Weitere angedachte Projekte sind: 
- eine Fransenmütze 
- eine Houppelande
- zwei seitlich geschnürte Kleider
- ein ärmelloses Kleid
- eine neue Ledertasche
Ausserdem in fernerer Zukunft ein größeres Zelt, Stühle und ein Tisch und ein bis zwei neue Truhen...  Wir werden also gut zu tun haben, um das alles umzusetzen.




Donnerstag, 28. Juli 2011

Azincourt 2011

Nachdem ich dieses Jahr zum ersten Mal beim Reenactment in Azincourt dabei war, will ich jetzt auch ein bisschen berichten. 
Die Veranstaltung war zwar nicht so riesig, wie ich ursprünglich durch Erzählungen angenommen hatte, aber dafür familiär und sehr gut organisiert. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Feuerholz  und Stroh war prima, Probleme wurden schnell gelöst und für Fragen hatte das Organisationsteam auch immer ein offenes Ohr. Die teilnehmenden Gruppen und Händler waren aus aller Herren Länder. Natürlich sehr viele Engländer (die Veranstaltung ist zwar in Frankreich, ist aber britisch organisiert) aber auch Franzosen, Niederländer, Belgier, Deutsche, Österreicher und soagr eine Gruppe aus der Ukraine waren vertreten. Die Lager waren unterteilt in französisches und englisches Camp, dazwischen befand sich das "Schlachtfeld" und der Markt.
Der Markt war nicht riesig, aber dafür gab es Händler mit sehr gutem Angebot, abseits des üblichen Touri-Kitsch. Es gab eine Töpferin mit sehr guten Repliken, natürlich Waffen-, Rüstungs- und Bogenschützenbedarf, ausserdem einige recht gute Kleidungs- und Acessoire-Händler. Die besten Schuhe und Taschen des Marktes gab es bei NP Historical Shoes. Nicht zu vergessen ausserdem die Fudge-Lady, die mir letztes Jahr in Herstmonceux mit ihren leckeren Kreationen schon die Veranstaltung versüßt  hat. 
Besonders erfreulich fand ich, das Bernie the Bolt mit seinen wunderbaren Stoffen da war. Ich hatte leider nicht so wahnsinnig viel Geld dabei, aber ich habe mir für ein zukünftiges Nähprojekt grauschwarzen Loden gekauft.
Vom Ablauf her war die Veranstaltung für mich sehr entspannt, da ich nirgendwo eingebunden war - ich hatte mich nur als freiwillige Küchenhilfe zur Verfügung gestellt. Da gab es dann zwar auch etwas zu tun, aber noch genug Zeit, um sich alles mal anzugucken. Freitag war Aufbautag, und da wir die Nacht durchgefahren waren standen morgens schon die Zelte und wir hatten den Tag über Zeit zu nähen, zu schlafen, zu basteln und was uns sonst noch so einfiel. Ich hab mich sehr gefreut, das ich mal wieder ein paar Tage Zeit mit "meinen" Engländern verbringen konnte und unser kleines 8 Personen-Camp wurde dann auch noch von Besuch aus Holland verstärkt.
Samstag war lazy day ohne Besucher, wir haben fleissig gekocht, haben den Markt erkundet und uns die Generalprobe für die Schlachtnachstellung am nächsten Tag angesehen. Nach dem  Bandyball-Spiel am Abend war dann Zeit für Würfelspiele und Musik. 

Battle of Azincourt - Reenactment 2011
Am Sonntag kamen die Besucher, zahlreich und sehr interessiert. Den Tag über gab es auch einiges an Programmpunkten, von mittelalterlichen Tänzen über ein Turnier und einen Bogenschützenwettbewerb bis hin zur Schlachtnachstellung. Die Lager waren belebt und es gab einiges zu sehen. Da mein Französische leider ziemlich mangelhaft ist, fand sich Sophus netterweise bereit, den Erklärbär zu machen und den Besuchern Rede und Antwort zu stehen.
Montagmorgen wurde dann das Lager wieder abgebaut und es ging für uns alle wieder zurück in heimische Gefilde.
Fazit: es war eine wirklich gelungene Veranstaltung mit tollen Leuten und es wird wohl für uns nächstes Jahr wieder heißen: "God for Harry, England and Saint George!"

Montag, 18. Juli 2011

Countdown für Azincourt

So, die letzte Woche vor Azincourt ist angebrochen. Die meisten Klamotten sind schon in Truhe und Kiepe verpackt, im Keller ist alles bereitgestellt - jetzt muß nur noch das Bett fertig werden. Am Samstag sind die Bettpfosten schon fertig geworden, gestern waren wir schon fleissig dabei, die Bretter abzuhobeln und zu schleifen, heute haben wir die Verzapfungen fertig gemacht und passen sie nun an die Löcher in den Pfosten an. Bisher sieht es ganz gut aus, evtl. können wir es heute nachmittag schon mal probehalber aufstellen und schauen, ob alles sitzt. Dann müssen wir morgen nur noch die Löcher für das Seil bohren und probeliegen. Ich bin schon echt gespannt, wie es sich darin schlafen lässt. Am Freitag werden wir es dann wissen...

Samstag, 16. Juli 2011

Der Wahnsinn greift um sich...

Ich hatte ja erwähnt, das ich für die Veranstaltung in Azincourt nächstes Wochenende mein Bett zu einem Seilbett umbauen wollte - Pustekuchen! Das war leider nix. Die Bretter sind zu dünn und die Bettwangen biegen sich zu stark durch. Und nachdem wir ja jetzt auch zu zweit darin schlafen wollen, ist das etwas schlecht.
Bei einem Baumarktbesuch um nach einer Lösung zu suchen, wie man das Bett etwas verstärken könnte, haben wir spontan Holz gekauft und beschlossen ein neues Bett zu bauen. Gestern haben wir damit angefangen und bis Mittwoch muß alles fertig sein, da wir dann das Auto beladen wollen. Mal wieder so eine Wahnsinnsaktion direkt vor einer Veranstaltung...
Aber immerhin habe ich es gestern auch noch geschafft, meine Gugel mit Knopflöchern und Knöpfen zu versehen, sie ist jetzt fertig. Jetzt kann's in Frankreich auch kalt werden, mein Kopf bleibt warm.

Abends waren wir dann noch (in zivil) auf dem Stauferspektakulum in Reutlingen, um bei einem recht guten SpäMi-Händler was für Sophus zu kaufen. Doch entgegen der Ankündigung auf der Internetseite des Veranstalters war dieser Stand leider nicht da. Aber da der Eintritt am ersten Abend frei war, haben wir noch ein bischen den Markt begutachtet. Der Platz war sehr schön: im Volkspark, eine riesige Wiese, viel Bäume und Grün. Recht gut fand ich, das Marktstände und Fressbuden räumlich ein wenig getrennt waren. Die Futterstände waren fast alle am großen Platz vor der Bühne, die Marktstände reihten sich entlang der Fußwege unter den Bäumen und die Lager hatten große Flächen auf der Wiese zur Verfügung. Im Vergleich zum letzten Jahr waren auch wesentlich mehr Lagergruppen dort.
Die Stände waren wie immer eine bunt zusammengewürfelte Mischung aus "allerley" pseudomittelalterlichem Kleinkram, Geschenkartikeln, Gotenschmuck und dem üblichen kruden Schmiedezeugs. Aber es gab auch Lichtblicke: einen kleinen Stand von einem Löffelschnitzer, der dort auch Handwerk vorführte. Der Stand war schlicht und nichts historisch unkorrektes stach ins Auge, die Löffel waren nach Originalfunden gearbeitet, hat mir sehr gut gefallen. Dann der Lichtermacher, der wirklich toll die Funktionsprinzipien von mittelalterlichen Lampen erklären kann (wir haben auch gleich eine erworben) und schöne Talglichter, Stundenkerzen und Öllampen hat. Der Stand daneben sah auf den ersten Blick auch nicht gerade toll aus, aber bei einem näheren Blick in die etwas unübersichtliche Auslage entdeckten Sophus und ich zwischen Plastik-Kinderkettenhauben und den üblichen schlecht geschmiedeten Messern tätsächlich auch gute Nestelspitzen, schöne Beinwürfel und - tadaaaaa - Kochtöpfe! Und zwar echt schön gearbeitete, sowohl für Frühmittelalter, als auch für Spätmittelalter. Und da ich bisher nur frühmittelalterliche Töpfe habe, war die Entscheidung schnell getroffen, einen SpäMi-Topf mitzunehmen. Abgesehen davon, war der Topf echt günstig...
Die Lager vor Ort waren meist ziemlich "grobmittelalterlich", sprich die übliche Steckstuhl- und Sitzritter-Fraktion. Ein paar waren allerdings schon wirklich bemüht und hatten schöne steckstuhlfreie Lager und auch ganz gute Klamotten, wenn nicht immer diese Ausrutscher wären...  Beispiel: Ein Zelt war wirklich nett eingerichtet und stand offen, man sah keinen modernen Scheiß rumstehen und in der Mitte stand ein wirklich schön gearbeitetes Bett. Mit modernen Bettbezügen mit grafischem Muster. Warum???
Nun, manche Sachen werden mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben...

Und jetzt geht's ans Weiterarbeiten, die Löcher in den Bettpfosten ausbeiteln...

Donnerstag, 14. Juli 2011

Anleitung für Frauenstrümpfe des Spätmittelalters

Ich hatte ja schon berichtet, das ich grade dabei bin Strümpfe zu nähen, mittlerweile sind sie fertig und ihr sollt nun auch was davon haben.
Im Spätmittelalter wurden Strümpfe aus Tuch genäht. In meinem Fall habe ich mich für feines Wolltuch in Köperbindung entschieden, welches mit dem 3. Zug Birke und Eisensulfat in ein helles Grün gefärbt wurde.
Aber erstmal ging es ans Maßnehmen, und zwar nach folgendem Schema:

Danach habe ich ein Schnittmuster nach folgender Schemazeichnung auf ein Stück Probestoff übertragen, es an meinem Bein gesteckt und geschaut ob alles passt. An manchen Stellen habe ich gemerkt, das ich noch etwas enger stecken kann und hab das dann korrigiert.
Dabei muß man bedenken, daß man an der engsten Stelle über dem Knöchel noch etwas zugibt, damit man dann auch mit der Ferse durchkommt, auch wenn der Stoff sich etwas dehnt, bei mir mußte ich noch etwas in der Breite draufrechnen..


Wichtig ist, das man den Schnitt für Bein und Oberteil diagonal zum Fadenlauf zuschneidet. Der Stoff dehnt sich in der Diagonale und ihr bekommt so eine Art "Stretch-Effekt". Die Sohle kann mit dem Fadenlauf zugeschnitten werden. Auf dem Bild unten seht ihr den Probeschnitt auf den Wollstoff gesteckt.


Dann ging es an Nähen, auch hier habe ich nochmal das Bein vor dem Nähen etwas nachgesteckt, da der Wollstoff sich noch etwas anders gedehnt hat als der Probestoff vorher.
Unten auf dem Bild links das Bein mit angestecktem Oberteil, rechts bei der Anprobe, nochmal  nachgesteckt, damit der Stoff auch schön eng am Fuß sitzt. (Nicht über die breite Nahtzugabe wundern, die hatte ich mal sicherheithalber drangelassen, aber vor dem endgültigen versäubern dann noch gekürzt.)


Und hier das Resultat meiner Mühen, zwei wunderbare Strümpfe, die schön kuschlig sind und eng am Fuß sitzen. Gehalten werden sie von zwei ledernen Strumpfbändern mit kleinen Schnallen.


Mittwoch, 13. Juli 2011

Post aus England

Hurra, das heißersehnte Paket von Lionheart Replicas aus England kam gestern. Sophus hatte sich Gürtelbeschläge und einen Löffel bestellt und ich Knöpfe für meine neugenähte Gugel. Als Überraschung hatte Sophus mir noch ein Zinnabzeichen in Form einer Eule bestellt, weil ich ein Eulen-Fan bin. Ich hab mich wahnsinnig darüber gefreut.
Mein neues Zinnabzeichen - ich muß nur noch überlegen, wo ich es annähen will.

 Die Knöpfe für meine neue Gugel, Zinn mit eingesetzten Steinen.

Dienstag, 12. Juli 2011

Zwei linke Füße...

Es gibt ja bekanntlich Leute, die zwei linke Hände haben - ich scheine zwei linke Füße zu haben. Zumindest habe ich es heute erfolgreich geschafft, zwei linke Strümpfe zu nähen. Ich mußte den Schnitt nochmal anpassen und habe das versehentlich am falschen Bein getan (war wohl heute morgen noch nicht ganz wach). Und erst, als ich sie fertig genäht hatte, ist mir mein Fehler aufgefallen. Doof! Aber ich habe zum Glück noch genug von dem Stoff und mach mir nachher einfach noch zwei rechte Strümpfe. Ich wollte sowieso zwei Paare, allerdings eigentlich aus verschiedenen Farben. Naja, wenn ich das nächste Mal pflanzenfärbe, werde ich einfach ein Paar mit reinhauen...
Jetzt mach ich erstmal einen Ausflug zum Baumarkt, um mir Seil für mein Bett kaufen zu gehen. Letztes Jahr habe ich für die Veranstaltungen in England ein neues Bett gebaut und dabei aufgrund der Kürze der Zeit auf eine Lattenrost-Konstruktion zurückgegriffen, die aber nicht historisch korrekt ist. Gestern habe ich spontan beschlossen mit nach Azincourt zu fahren und dafür will ich mein Bett umrüsten auf Seil (das war sowieso der ursprüngliche Plan und ausserdem ist es bequemer). Da die Veranstaltung schon in 10 Tagen ist, habe ich jetzt also noch einiges zu tun.

Montag, 11. Juli 2011

Wechselärmel für Kleid

Bei den Frauenkleidern des Spätmittelalters waren Wechselärmel zum Anstecken oder Annesteln verbreitet. Sie waren oftmals aus farblich kontrastierendem Stoff gefertigt und konnten auch aus teuren Stoffen, bspw. Brokat sein. Zum Arbeiten konnten diese Ärmel dann ganz einfach ausgezogen werden, so daß das leinerne Unterhemd unter den kurzen Ärmeln des eigentlichen Kleides sichtbar war.
Ich habe für mein hellblaues Kleid neue Ansteckärmel aus rotem dünnen Loden genäht, die auch schön warm halten.


Wie auf dem linken Bild ersichtlich, wurden die Ärmel über die kurzen Ärmel des Kleides gezogen und dort befestigt. Rechts meine fertigen Ärmel.

Männergugel

Im späten 15. Jh. war die klassische Gugel bei Männern hauptsächlich nur noch Schlechtwetter- und Reisekleidung. So findet man sie auf vielen Bildquellen dieser Zeit hauptsächlich bei Darstellungen von Pilgern, Reisenden oder Schafhirten. Nichtsdestotrotz habe ich spontan aus einem Reststück von einem dicken gewalkten Wolltuch, welches mit Krapp rot gefärbt wurde, eine Gugel für Sophus genäht. Vielleicht wollen wir ja mal irgendwohin pilgern...





Links die Vorlage, ein Altarbild aus Laufen in Bayern, ca. 1467, rechts die fertig genähte Gugel

Sonntag, 10. Juli 2011

Das mach ich dann im Winter...

...diesen Satz kennt wohl jeder Reenactor, Geschichtsdarsteller oder Mittelalter-Hobbyist. Wie das immer so ist hatte auch ich mir das vorgenommen, als ich letztes Jahr einen Anfall von Nähwut hatte, bevor ich zu zwei englischen Veranstaltungen fuhr und nicht alles auf meiner ToDo-Liste fertig hatte.
In England hatte ich von einer sehr lieben Reenactment-Kollegin, die eine ausgezeichnete Schneiderin ist, noch viele neue Ideen und hilfreiche Tips bekommen und mich auf den dortigen Veranstaltungen mit einer Menge wundervoller (und sehr günstiger) Woll- und Leinenstoffe eingedeckt. Ich kam mit vielen neuen Projektideen zurück.
Aber wie das immer so ist, im Winter waren dann tausend andere Dinge wichtig und die Nähprojekte lagen auf Eis.
Als Sophus sich dann entschied, Männerkleidung des Spätmittelalter für sich zu nähen, und wir gemeinsam mein Stofflager durchschauten, juckte es mich auch wieder in den Fingern. In den letzten 3-4 Wochen war ich extrem produktiv: ein neues Unterkleid, neue Ansteckärmel, Nestelbänder für meine neue Messerscheide, eine Gugel und einen Schlauchhut für Sophus, eine geknöpfte Gugel für mich und aktuell nähe ich Wollstrümpfe für mich. In den nächsten Tagen werde ich Bilder einstellen...

Uns ist in alten maeren wunders vil geseit....

Ja, ich schätze, ich bin ein kleiner Freak....
Nachdem ich nach ca. 3 Jahren Auszeit letztes Jahr wieder in mein langjähriges heißgeliebtes Freizeitvergnügen "Living History" - auch historische Darstellung genannt - zurückgekehrt bin, habe ich mich nun auch dazu entschlossen, das Ganze ein wenig zu dokumentieren. Neueste Bastelprojekte, Veranstaltungsberichte, musikalische Zeitreisen, vielleicht auch mal kleine Alltäglichkeiten oder Urlaubseindrücke, mal abwarten, was so anfällt...

Viel Spaß beim Stöbern!


PS: Froedhi ist übrigens kein Eigenname sondern ein altnordisches Wort, was soviel heißt wie "Wissen aus der Vergangenheit", Überlieferung oder Kunde....